Iris' Sektempfang & meine Fahrt dahin

ein Blick von Vorne auf




Iris' Sektempfang


Alles fing damit an, dass ich am Samstag Zeit haben würde und der Wetterfrosch orakelte, dass die Hitze erträglich bleiben sollte.
OK, also hier im thread angemeldet und nach Mitfahrern / Begleitern gesucht, um mit dem Rad den Rhein runterzufahren. Fehlanzeige. OK, dann nehme ich statt des Fahrrades mein Velomobil, das ich mir kürzlich gebraucht gekauft habe. Das ist schneller und spart Sonnencreme ;)


Einen Tag drauf dann das Angebot von Chris, bei ihr im Auto mitzufahren. Standhaft abgelehnt. Wann bekommt man schon mal einen so schönen Grund, das allsommerliche Trainingsloch "zuzufahren"? (Ich hasse Hitze: entsprechend häufig fällt im Sommer mein Training aus. Andere jammern über Winterspeck, ich leiste mir Sommerspeck :)


Also die Siebensachen zusammengesucht (incl. Penntüte zwecks Übernachtung .... überflüssigerweise, wie sich später rausstellen sollte: es gab ein gemachtes Bettchen) und ab geht's. Endlich unterwegs. An alles gedacht? Ich? Das wäre das erste mal :D Was habe ich dieses mal vergessen? Das Wasser!!! Aaarrrrgggghhhh :-((((
Egal. Strafe muß sein: "Du fährst jetzt bis zum Rhein, also nach Bingen und da erst in den Supermarkt", sage ich mir. Hmmm, da liegt aber keiner auf dem Weg. Nix da mit Umweg in die Stadt rein. Am Rhein lang geht's hier links. Bin auch so schon reichlich spät dran. Bei Bingen habe ich 40 km auf der Uhr. Also nix im Vergleich zum Rhein, der hat hier schon amtliche 528 km auf dem Tacho und plätschert putzmunter vor sich hin. Bei ihm von Durst keine Spur. Also kann ich auch keinen haben. So einfach ist das.
32°C, Pillepalle. Aber es kommt ein strammes Lüftchen der Flußrichtung - und somit mir - entgegen. Eigentlich hassen Radler Gegenwind. Ich beschließe, ihn willkommen zu heißen und zu genießen. So! :D


Der gemeine Mittelrheintaler hat so eine tolle Landschaft. Ein Supermarkt störte da nur. Und überhaupt: Essen ist Sex für Rentner. Und Trinken? Auch. Weiter geht's. Der Rhein ist bei Kilometer 542. Und er fließt weiter. Panta Rhei[n] gewissermaßen (baahhh, war der schlecht =:-o ) Und ich radel weiter. Wen interessieren da meine lausigen zweistelligen Kilometerzahlen? Oder die nunmehr 36°C? Wenn nur der vermaledeite Wind nicht wäre! Oder wenn er wenigstens von hinten käme!
Mit jedem Meter wächst die Erkenntnis, dass hier wirklich kein Mensch einen Supermarkt braucht.


Aber die Trockenheit in meinem Mund ... echt jetz' ma'! Ach Urs, was ist unsexier als Rumhoilen? Eben! Reintreten! Memme! 41°C? So what? In Katar wäre das ein erfrischend kühler Herbsttag.


Dann plötzlich: Da steht sie: Die Loreley. Tschakkka! Dreitausend mal schöner als im rosansten Märchen jemals beschrieben, sitzt sie oben auf ihrem Felsen und kämmt ihr güldenes Haar. Doch was ist das? Sie ist ... wie die Götter sie schufen. Und sie ist schön. Sehr schön. Unfassbar schön. Und sie hat unzählige Brüste! Das hatte das Märchen bislang
verschwiegen.


Skandal! Egal! Hauptsache 'was zu trinken!
Wasser? Milch? Egal! Hauptsache 'was zu trinken!!!!!!
44°C, die Hände krampfen sich an den Lenker. Die Sonne brennt durch Basecap, Resthaar, Schädeldecke und dorrt die letzten Reste dessen aus, was die Götter mir dereinst als graue Grütze mitgegeben hatten.
Nur noch bis zur nächsten Flußbiegung kommen und dann darf ich mich an einer von Loreleys Brüsten laben. Jaaaaaaahhhhhhh :-))))))


Ich motiviere mich, indem ich ihre Brüste einzeln fixiere. Je länger ich hinschaue, desto grösser wird die von mir magisch angestarrte Brust. Obschon noch gut drei, vier Kilometer entfernt, erscheint mir die einzeln fixierte Brust zum Greifen nah. Doch was ist das? Wie konnte ich das die ganze Zeit übersehen? Jede einzelne ihrer Brüste wird von einer silbernen Spange gefasst. Some sort of silver-braaaahhhh :D Formvollendete Sicheln die das Lichtspiel der Rheinwellen unter ihr
reflektieren. Und jede einzelne Sichel ist beschriftet. Ich beginne zu buchstabieren:


B-U-R-G . S-T-A-H-L-E-C-K


R-I-E-S-L-I-N-G . K-A-B-I-N-E-T-T . T-R-O-C-K-E-N


Moment! In den Brüsten ist Wein???


Ich hätte es wissen müssen! Der Pfälzer saugt ihn mit der Muttermilch ein: Den Wein. Warum sollte die Loreley plötzlich *Milch* geben? Wie absurd! Ich war einfach zu lange im Exil. Peinlich, das!
Umso größer nun natürlich meine Freude :-)))


Vor lauter Titty-spotting muss ich den Straßenverkehr kurzzeitig ausser Acht gelassen haben. Und schon rächt sich das: Im letzten Moment realisiere ich, wie ein vollbesetzter Reisebus an der Nase meines Velomobiles abprallt und die Rheinböschung hinunterpurzelt. Das geht nicht? Klar geht das! Ich habe eine Mission und die heißt Loreley. Da wirft mich doch kein schnöder Reisebus aus der Bahn. Pah! Letzterer ist inzwischen im Wasser angekommen, geht in eine stabile Rückenlage über und setzt seine Fahrt stilsicher als Raddampfer fort. Formvollendete Performance. Der Innenraum ist hurtig evakuiert. Die Passagiere erklimmen das Sonnendeck - also das, was bis eben noch der Unterboden war - und feiern mich als ihren Messias. Vollkommen nachvollziehbar angesichts 48°C im Schatten. Nur Klaus nicht. Er hat besseres zu tun: Er legt schon mal die erste Lage Steaks auf den noch heißen Kat nebst Schalldämpfer. Taugliches Konzept, Klaus! Ich liebe Deinen Pragmatismus. Weitermachen!


Ich nehme mir vor, nicht mehr allzuviele Reisebusse zu Raddampfern umzuwidmen: Am Ende werden deren Passagiere noch zu Konkurrenten im Run auf Loreley!?! *Meine* Loreley. Man bedenke: Klaus als natürlichen Nahrungskonkurrenten? Nicht eben ein Wunschszenario. Aber so viel steht fest: Augen hat sie nur für mich, meine Loreley! Und Brüste erst! Sagte ich "unzählige"? Kann nicht sein. Noch drei Kilometer. Das sollte zum ein mal Durchzählen reichen. Durch das sofortige Anschwillen bei Betrachtung der einzelnen Brust wird mir das Zählen wirklich sehr erleichtert. Schon bin durch. Und das trotz 51°C. Solche Temperaturen gab's hier noch nie! Und? Wieviel Brüste sind's denn nun? 101! Ja: Einhundertundeine. I werr narrisch!


Es bleibt noch Zeit, weitere Brüste einzeln zu fixieren und ihre in Silber geschmiedeten Etikette zu studieren, schließlich will ich ja - so ich endlich bei meiner Göttin angekommen sein werde - nicht an einen Morio Muskat "Kallstadter Kobnert QbA" gelangen oder so .... Ich hangel' mich also durch die Auslagen (sic!) Und da ist sie: die Traumtitte schlechthin:


G-I-M-M-E-L-D-I-N-G-E-R . M-E-E-R-S-P-I-N-N-E


R-I-E-S-L-I-N-G . S-P-Ä-T-L-E-S-E . T-R-O-C-K-E-N


S-C-H-O-R-L-E


K-U-R-T - B-E-C-K - M-I-S-C-H-U-N-G*


* was so viel bedeutet wie: Wasser kann, Wein muss drin sein!


Das gibt richtig Druck auf's Pedal. Für mich gibt es kein Halten mehr. Heissa, was ein Schlusssprint. Aber was zur Hölle riecht hier so versengt? Jessas, die Härchen an meiner rechten Wade innen verschmurgeln gerade. Kein Wunder: Die Kette glüht. Normal. Alles andere wäre enttäuschend.
Bis eben hat das Rheintal mich aufgeheizt. Jetzt heize ich das Rheintal auf. Vornes Rache. So kann's geh'n ....


Moment! Mooooooooooment!!!!!!!! Die Flussbiegung, an der sich die Loreley - meine Loreley - eben befand, habe ich längst erreicht. Rheinkilometer 554. Doch Loreley - meine Loreley - sitzt nun eine Biegung weiter. Alaaaaarm!!! So haben wir nicht gewettet, Frollain! Du verwechselst da was mit Tantalus. Ich bin außer mir! "Bleib hier, Du Luder!"


Das hätte ich nicht denken dürfen! Und schon gar nicht aussprechen!
Keine Beleidigungen! Nicht im Märchen! Ich habe gepatzt!
Ich ahne, dass ....
Ich ahne, dass ....
Ich ahne irgendwie, dass das einfach keine gute Idee war.
Zu spät.


Bis eben dachte ich noch, ich betriebe hier Titty-spotting.
Haha! Jetzt läuft das Ding hier andersrum! Aber komplett.
Die Titties betreiben Vorne-hypnoting! Sack Zement!


Es beginnt mit einem "Burrweiler Schäwer" Riesling Spätlese, trocken, ausgebaut von Heinz Sauer. Bislang von mir unbemerkt wölbt sich die dieses leckere Stöffchen beinhaltende Brust nun nach vorne, wird größer und größer, geradezu unanständig groooooß .... und? .... sie platzt!!! Ein Schelm, wer nun denkt, ich würde von einer Woge mir entgegenbrandenden Weines erlöst und anschließend in meinem zur lebensrettenden Nußschale mutierten Velomobil auf einer sanften Woge von diesem Ausnahmegewächs gen Nordsee getragen....
Nöö.
Initialisiert durch meine Garstigkeit hat sich der Wein in Staub verwandelt. Mit Platzen der Brust rauscht eine widerliche Staubwolke das Rheintal hinauf und somit auf mich zu. Wer kann, flüchtet sich in den Rhein. Ich bin zu erschöpft. Ich nehme meine Strafe entgegen. Ich? Devot? Niemals! Egal. Alle Kategorien dahin.


Es wird entsetzlich. Der Burrweiler Schäwer war nur der Auftakt. Die Brüste explodieren in unregelmäßiger Folge. Der Himmel verfinstert sich mehr und mehr. Wer es nicht mehr in den Rhein geschafft hat, hustet sich die Seele aus dem Leib. Und wer im Rhein schwimmt, hustet mit, sobald er auftaucht, um Luft zu schnappen. Denn: Was für "Luft"? Die Strafe trifft alle. Mann und Maus. Hinz und Klaus. Das Ende.


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Die Lebensgeister kehren in meinen Körper zurück in Form von Wassertropfen, gespendet von der Dusche der Umkleidekabine des Ruderclubs Rot-Weiss Unterwerth, Rheinkilometer 590.
Es ist zehn vor fünf. Ich denke: Jetzt aber hurtig! Um fünf geht er los, Iris' Sektempfang.


Blödsinn! Klaus kriegt seine Sektflaschen auch ohne mich auf. Da bin ich mir sicher.


Somit lautet die neue Losung: Ois easy!
Rein in die Wohlfühl-Baumwollklamotte.
Die letzten drei Kilometer heißt es Cruisen. Ich hasse Cruisen!
Bicycling is racing. Weiß doch jeder.
Ich cruise.
Tapfer.
Rheinkilometer 591. Noch zwei Kilometer.
Angenehme 25°C.
Perfekt.
Die Menge an Menschen nimmt zu. Ich nähere mich dem "Deutschen Eck". Samstag Nachmittag. Alle sind gut gelaunt. Alle strahlen mich an in meiner entspannt dahinrollenden "Yellow Submarine". Ein Traum? Nöö. Fühlt sich ziemlich echt an. Verdammt echt. Und geil. Einfach nur geil. Am Ende werde ich noch zum Cruising-Freund? Nix da! Meedchenkram.


Koblenz, Rheinkilometer 593: "Deutsches Eck". Ich bin angekommen. Ich schließe mein Gefährt an das denkbar weit entfernteste Geländer an. Soll keiner sehen. Also zu mir gehörig sehen. Keine Lust, den halben Abend lang über Velomobile zu referieren. Ich will über alles mögliche schnacken, aber bitte nicht über Fahrräder ;)
Und Sekt :D
Das wird Klaus regeln.


Ha! Die Gruppe da vorne muss es sein. Nicht zu übersehen :)


Wie weggeblasen die Entbehrungen der Fahrt, die Hitze, der Gegenwind, der Durst, die Loreley-Euphorie, das Loreley-Desaster.


Und da, der erste menschliche Kontakt seit ... weeß icke ... hunderttausend Kilometern. Sie stellt sich mir als Silvia vor,
undurchdringliche Sonnenbrille, egal ... sie hebt zu sprechen an, ich fixiere ihre Lippen und spricht die ersten heißersehnten menschlichen Worte seit tausend Jahren zu mir:


"Unn den Gördell hosch dehääm vagesse!"




Ähh.




Ja.





Palz halt.


Do mu'sch dorsch, jetzad! Ajooh, hear! Voll normaaal.


Dann kommt Iris - die perfekte Gastgeberin - auf mich zu mit Plastikbecher & Sektflasche: *fluuuuut*.
"Danke, Iris!" ... "Prost!"


Und eh' ich mich verseh', begrüßt mich eine Dame auf das Herzlichste, die mich dereinst in der ihr eigenen Art - ich war bei einem von ihr organisierten event nicht erschienen - auf ihre ignorelist gesetzt hatte (so fix kann das geh'n) und ... bietet mir lächelnd kalte Melone an. Eiskalt.
Das Staunen geht also weiter für mich.
Fremde Länder, fremde Sitten.


Jetzt kommt der stressige Teil: Tausend Namen in fünf Sekunden memorieren! Und wehe Du sagst zwei Stunden später "Bärbel" zu Inge. Auhauerha! Das willst Du nicht erleben.


Barbara, Petra, Susan, Gudrun, Ramona (den Namen allerdings kann ich mir auf Anhieb merken) Kerstin, Astrid, Beate, Hanna, Lena, Sandra.
Aber Moment! Sind das nicht alles Frauennamen? Honi soit, qui mal y pense!
Glückes Geschick haben die Männer ein Erbarmen mit meinem ausgebrannten Schädel und haben sich im Vorfeld auf einen Namen geeinigt: Sie heißen alle Klaus.
Danke, Jungs! So kann ich arbeiten!


Die Frage "Klaus? Hassu nomma'n Sekt?" löst Alkoholströme biblischen Ausmasses aus.
Wer zur Hölle ist "Loreley"?


Prost!


Und:
Danke, Klaus!


sagt


Vorne



... nicht zuletzt auch an die Gastgeberin Iris!

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auf die hier noch mal angehängte Link-Sammlung habe ich keinen Einfluß; das macht die software so ...

Kommentare 1

  • Ich hätt' dann mal gern ein Abo für die Kolumne ...

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