In der Falle

Info an den Leser:
Diese Kurzgeschichte ist nicht vollständig von mir verfasst. Der erste Teil, bis zu den ersten drei Punkten, wurde damals im Literaturkurs vorgegeben und anschließend sollte jeder für sich eine Fortsetzung schreiben. Bei mir ist es eine kleine Gruselgeschichte geworden. Viel Spaß beim Lesen!





In der Falle


Das hatte noch gefehlt! Auf dem eiligen Ritt nach Nimes war der Kurier des Königs in ein furchtbares Unwetter geraten. Durch die Dämmerung zischende Blitze Blitze blendeten ihn, der Sekunden später losbrüllende Donner machte ihn beinahe taub, Sturmböen verschlugen ihm den Atem. Da war heute kein Weiterkommen mehr. Vor einem aus der Dunkelheit auftauchenden Schloss machte er erleichtert halt und schlug heftig ans Tor.


Dem Hausherren erklärte er seine Mission und verlangte im Namen des Königs Quartier. Das wurde ihm auch gewährt, und wenig später fand er sich vor dem flackernden Kamin im Trockenen und Warmen wieder. Während er im Sessel auf das Abendessen wartete, fiel sein Blick auf die Ahnenbilder. Als er das Portrait der Schlossherrin sah, beschlich ihn eine furchtbare Ahnung. Er hatte diese Frau schon einmal gesehen. Irgendwie kamen ihm jetzt auch die Halle und der Kamin bekannt vor. Ein grausiges Bild stieg in ihm auf. Konnte das hier gewesen sein, wo er auf der Ketzerjagd eine junge Frau folterte, indem er, wütend über ihr Schweigen im Verhör, ihre Füße in die Glut stieß? Er erinnerte sich schlagartig an seinen Wutanfall und die schrillen Schreie der Hugenottin. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, als jetzt die Magd Licht brachte und den schweren Tisch in der Halle mit weißem Leinen deckte. Ein Mädchen half ihr, und ein Junge brauchte einen Krug Wein. Beide starten mit aufgerissenen Augen erst ihn, dann das knisternde Feuer an. Wieder stiegen die längst vergessenen Bilder in ihm auf. Die nackten Füße der Frau hatte er gepackt, in den Kamin gestoßen und zugesehen, wie die Hitze die Haut aufplatzen ließ… Warum hatte sie auch nicht geredet…? Der Hausherr war eingetreten, und der Kurier schreckte aus seinen Albträumen auf. „Komm zu Tisch, Gast…“, redete ihn der Adelige mit leiser Stimme an. Was mochte in den Köpfen dieser Menschen vorgehen, fragte sich der Königsbote. Wie konnte er nur so unvorsichtig an den ort seiner eigenen Gräueltaten zurückkommen? Wieso hatte er nicht genauer auf das Wappen am Tor geschaut? Verdammt! Wenn sie ihn als Mörder erkannt hatten, würden sie ihn erschlagen wie einen Hund… Es war ihm unmöglich, einen Bissen herunterzubekommen. Um nicht in die aufgerissenen Augen der entsetzten Familie schauen zu müssen, goss er sich hastig Wein ein, verschüttete die Hälfte, stürzte das Glas herunter. Gott, wie sollte das enden, was für eine furchtbare Situation!


Ihn hielt es nicht mehr unter den schwarz gekleideten Gestalten. Er verlangte sein Quartier. „Ich bin hundemüde. Der Ritt war zu anstrengend. Lasst mir meinen Schlafplatz zeigen.“ Als er mit schwerem Herzklopfen dem Diener aus dem Saal folgte, sah er, als er sich umwandte, wie der Junge seinem Vater etwas in das Ohr flüsterte.


Im Turmzimmer verriegelte er als erstes die Tür und prüfte seine Pistole. Draußen pfiff immer noch der Sturm, die Deckenbalken knarrten und ihm war, als ob jemand über den Flur schleichen würde… Noch selten in seinem Leben hatte er solche Todesangst empfunden. Gerade war er in einem Bleiernen Schlaf gefallen, durch den immer wieder Horrorbilder der
Erinnerung flackerten, da…





… hämmerte es an der Tür seines Schlafsaals. Er schreckte auf und griff nach seiner Pistole, die er zur Sicherheit unter sein Kopfkissen versteckt hatte. Langsam stieg er aus seinem Bett mit der Pistole in der Hand, bereit zum schießen und ging vorsichtig zur Tür; griff behutsam nach der Klinke und riss sie auf. Zu seiner Verwunderung war niemand im Korridor. Leicht irritiert machte er die Türe zu und ging zurück in sein Bett. „Hab mir das wohl eingebildet.“ Während er sich in das Bett
legte, behielt er weiterhin aus Angst, die in ihm steckte, die Waffe in seiner Hand. Gerade als er sich zur Wand umgedreht hatte, spürte er einen eiskalten Schauer in seinem Rücken. Als er die Augen öffnete, sah er einen Schatten an der Wand. Einen Schatten einer Person, die mit den Armen hin und her schwing. Dann drehte sich um um zu erkennen, wer noch
im Zimmer war und richtete die Waffe, so glaubte er es, auf die zweite Person im Raum, Doch er musste feststellen, das niemand außer ihm im Zimmer war.


Draußen war es immer noch stürmig und die Vorhänge an dem Fenster wehten. „Uff,… nur die Schatten der Gardinen“, sagte der Bote zu sich selbst. Doch genau in diesem Moment hörte er ein leises Flüstern, das von hinten kam. Zuerst verstand er es nicht genau, aber die Geräusche wiederholten sich. Das flüstern rief ihn, wiederholte ständig seinen Namen. Er nahm den Kerzenleuchter in die andere Hand um alles besser zu erkennen. Nur war er sich sicher, dass noch jemand in diesem Raum war, oder etwas? Wieder spürte er den kalten Wind in seinem Nacken, doch diesmal konnte diese Kälte nicht von Fenster kommen, denn das Fenster war vor ihm. Langsam drehte er sich um. Er wollte wissen, was hinter ihm war trotz seiner Todesangst. Er wusste genau, dass der Kamin aus war als er aufgestanden war. Jetzt sah er eine Frau im Kamin, die
verbrannte. Es war sie, die Frau die er verbrennen lassen hatte. Sie starte ihn mit ihren dunklen toten Augen an. Sie hielt ihren Arm ausgestreckt. Ein leises Flüstern war zu hören, das zu sagen schien: „Komm zu mir…“


Schweißgebadet wachte er mit einem Lauten Schrei aus diesem Albtraum auf. Er sah sich im Zimmer um. Der Traum war für ihn zu realistisch gewesen, so dass er sich mehrmals im Raum umsehen musste um sich zu vergewissern, dass es nur ein Alptraum war. Dieser Traum war nicht einfach ein Alptraum, der sich aus seiner Erinnerung entwickelt hatte. Er wusste ganz genau, dass dies ein Zeichen war. Ein Zeichen dafür, dass der tag der Rache dieser Frau gekommen war. Auch wenn sie damals in ihren letzten Minuten ihres Lebens nichts gesagt hatte, ihre Augen hatten mehr als tausend Worte gesagt. Es war kein Hass, aber es war etwas was ihn das Blut in den Adern gefrieren ließ. Diesen leeren, in ihn hindurch blickenden Blick konnte er nach all dieser Zeit nicht vergessen. Überall verfolgten ihn die Augen der Frau. Aber er sah diesen Traum nicht nur als Zeichen, sondern als eine Vorwarnung. Er würde heute besonders vorsichtig sein auf seinem Weg nach Nimes.


Nachdem er sich für seine lange Reise vorbereitet hatte, wollte er zum König um von ihm die Botschaft abzuholen, die er dem engsten Freund des Königs zu überreichen hatte. Danach verabschiedete er sich noch von seiner Familie und machte sich mit seinem Ross auf dem Weg.


Seine Reise führte ihn durch dichte und dunkle Wälder. Langsam begann die Dämmerung und der Wald wurde immer furchteinflößend für ihn. Er trieb sein Pferd an, um so schnell wie möglich aus dem Wald rauszukommen. Während des Ritts wanderten seine Gedanken ständig zu den merkwürdigen Geschehnissen der Nacht.


Nach einiger Zeit musste er feststellen, dass er sich verirrt hatte. „Verflucht! Auch das noch.“ In diesem Augenblick fing es an zu regnen. Der Regen entwickelte sich während der Nacht zu einem Unwetter. Er ritt immer schneller und suchte nach einem Gasthof, wo er die Nacht verbringen konnte. Ganz durchnässt gelangte er an ein großes Tor. Er stieg vom Ross und klopfte kräftig. Eine Weile musste er warten. Fast hatte er schon die Hoffnung aufgegeben, dass jemand ihn hörte. Als ihm
geöffnet wurde, bat er um eine Unterkunft. Der Wachmann sagte ihm er solle eintreten und führte ihn ins Schloss. Innen begegnete ihm der Hausherr. Der Bote entschuldigte sich für die nächtliche Störung und erklärte dem König, dass er sich auf seiner Reise verirrt hatte. Und noch einen langen Weg vor sich hätte. Der König bot ihm für diese Nacht ein Quartier an. Dem Herrn war nicht entgangen, dass die Kleidung des Boten durch den Regen nass war und gab ihm noch trockene Sachen. Nachdem sich der Kurier umgezogen hatte, sagte der König: „Komm zu Tisch, Gast…“. Er wusste nicht weshalb, aber dieses Schloss und der König kamen ihm bekannt vor, so als ob er schon einmal hier war. Als er und der König in den Saal kamen, schaute er sich um und sah die ganzen Portriat’s. Er bemerkte sofort das Bild einer schönen Frau. „Oh Gott“,
dachte sich der Botschafter. Seine Augen weiteten sich immer mehr und mehr. Er konnte es nicht glauben, dass er nach der letzten Nacht so Unachtsam und die Falle geraten war. Er spürte die Blicke deutlicher als je zuvor. Es kam ihm vor als würde die Frau im Gemälde weiterleben und ihn anstarren. Der Adelsherr sah, dass sein Gast ganz bleich wurde und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei. „Ich glaube, die Reise war für mich etwas zu anstrengend und der Sturm hat mich meine ganze Kraft gekostet um mich auf meinem treuen Gefährt halten zu können,“ antwortete der Bote dem König. Der Adlige schlug ihm vor sich am besten in seinem gemach auszuruhen.


Es war unglaublich. Alles schien sich zu wiederholen. Als er im Turmzimmer war, verriegelte er zuerst seine Tür und prüfte seine Waffe. Er fragte sich, ob er dies alles wieder nur träumte und kniff sich in den Arm. Zu seiner Enttäuschung musste er feststellen, dass es die Realität war. Es war so real, dass er seinen eigenen Tod schon vor Augen hatte. „Warum hatte sie nicht geredet?“ und sah in Gedanken versunken zum Kamin. Die Chancen für ihn waren gering. Er dachte an seine Frau und
seine Kinder. Was würden sie von ihm denken, wenn sie erfuhren, dass er eine Frau umgebracht hatte und er aus Rache getötet wurde? Würden sie ihn immer noch lieben, weil er ihr Vater war? Würden sie ihn verachten und wünschen, dass er in der Hölle schmoren möge für seine Tat? Würden sie sich vielleicht selbst verachten, weil sie einen Mörder als Vater hatten? Oder… was? Er wusste nicht mehr was er tun sollte. Doch etwas war ihm aufgefallen. Der Herr war die ganze Zeit freundlich zu ihm, so als würde er ihn nicht kennen, besser gesagt als hätte er ihn nicht wiedererkannt!


Es hämmerte an der Tür. Erschrocken setzte er sich auf und griff nach seiner Waffe. Wieder wurde kräftig gegen die Tür geschlagen. Er sah zum Kamin und bemerkte, dass kein Feuer mehr brannte. Ein drittes Mal wurde an der Tür geklopft. „Aufmachen!“, sagte eine gebieterische Stimme. „Verdammt, jetzt sitz ich in der Falle.“ Er suchte nach einem Ausweg und
sein Blick fiel auf das Fenster. Es war ziemlich tief, aber es gab keinen anderen. In diesem Moment spürte er einen kalten Schauer auf seinem Nacken. „Nein! Das kann nicht sein.“ Das Knistern des Feuers aus dem Kamin war zu hören und eine sanfte Stimme, die ihn rief. Gegen seinen Willen drehte er sich um und sah Sie! Wie gelähmt stand er da. „Komm zu mir…“, sagte sie. Doch er schüttelte den Kopf. „Komm zu mir…“, wiederholte die Frau. Aus unerklärlichen Gründen ging er auf die Frau im Kamin zu. Gleichzeitig wurde von draußen weiterhin gegen die Tür geschlagen. Das eine Tür so stabil sein konnte! Langsam fragte er sich, wann die Tür wohl kaputt gehen würde. Doch dazu kam es nicht, zumindest nicht während seiner Anwesenheit. Sie hatte ihm ihre Hand entgegengestreckt. Nachdem er ihre Hand genommen hatte, hatte sie ihn ins Feuer geführt.


An dieser Stelle seines Traumes wachte er auf. „Wann bin ich eingeschlafen?“, fragte er sich. Die ganze Aufregung. Musste ihn wohl ziemlich erschöpft haben. Draußen stürmte es immer noch. Er hatte einen trockenen Hals. Also stand er auf um sich etwas Wasser einzuschenken. Zufällig stand er mit dem Gesicht zum Kamin. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Im Inneren war ein altes Gemälde. Obwohl es sehr verstaubt war, konnte er sofort erkennen, dass eine Frau auf dem Bild war. Er nahm es heraus und fragte sich wie es wohl dahin gekommen sei. Als er das Bild in den Händen hielt, wurde die Tür aufgerissen und einige Wachmänner kamen herein. „Entschuldigt die Störung. Wir haben einen Schrei gehört“, sagte einer der Wachen. „Ist alles in Ordnung?“ In diesem Moment blickte dieser in die Hände des Gastes und sah… das Gemälde!
Sein Gesichtsausdruck änderte sich sofort, da dieser wusste, um wessen Portrait es sich handelt. „Wo haben Sie das her?“ „Ich… ich habe es im Kamin gefunden als ich ein Glas Wasser zu mir nehmen wollte“, antwortete der angsterfüllte Bote. Der Wachmann gab seinen Gefolgen den Befehl ihn festzunehmen und ihn zu ihrem Herrn zu führen. Seine Gedanken drehten
sich darum, was nun wohl mit ihm geschehen möge, ob er wohl je seine Kinder wiedersehen würde. Er dachte an die Frau des Königs, die er auf dem gewissen hatte. „Werde ich so enden wie sie?“, fragte er sich selbst. Dabei sah er von sich runter und sein Blick fiel auf seine Hände, die immer noch das Gemälde festhielten. Es kam ihm vor, als ob der Korridor endlos lang wäre. Panik überfiel ihn. Er wollte um jeden Preis da raus, lebend! „Hilf mir Gott. Ich habe gesündigt, aber hilf mir!“ Zum ersten Mal in seinem Leben betete er zu Gott. Die Wächter, die ihn festhielten bekamen das gebet des Sträflings mit. „Das wird dir jetzt auch nicht mehr weiterhelfen“, sagte einer von ihnen. Die Angst in ihm wurde mit jedem Schritt, den er Tat, und je näher sie zu ihrem Ziel kamen immer größer und größer. In diesem Moment blies ein kräftiger Wind durch. Er nutzte die Verwirrung der Wache und riss sich aus ihrer Gewalt und rannte den Flur, die Treppen hinunter. Er kam an eine Tür, die er öffnen wollte. Plötzlich spürte er wie etwas sehr hartes gegen seinen Kopf schlug und fiel zu Boden.


Er machte die Augen auf und fand sich in einem kleinen Raum wieder, der nur ein Fenster hatte, das sehr klein war und nur etwas Licht hindurch scheinen ließ. In diesem Moment wurde die Tür von draußen entriegelt. Jemand öffnete die Tür und das helle Licht, das herein kam, blendete ihn. Zwei Männer traten zu ihm in den Raum, packten ihn unter den Armen und führten ihn hinaus. Er nahm Stimmen war, die er nicht Identifizieren konnte, denn er fühlte sich immer noch von dem Schlaf etwas benommen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit und er konnte allmählich die Gestalten erkennen. Dort standen der König und ein Knabe, welcher er schon mit seinem Vater im Saal flüstern sehen hatte. Der Bote versuchte zu verstehen, was sie sprachen. „…und nun zu dir, mein Junge. Es war sehr Mutig dich von hinten an den Mörder heranzuschleichen. Du sollst für deine Taten reich belohnt werden“, lauteten die Worte des Königs zum Knaben. „Verdammt, sie haben mich doch wiedererkannt“, fluchte der Bote vor sich hin. „Ihr seid zu gütig, Herr“, antwortete der Knabe. „Jedoch habe ich diese tat nicht um des Lohnes wegen getan, sondern weil ich in der Schuld der Herrin stand. Sie
hatte sich um meine schwer kranke Mutter gekümmert. Deshalb bat ich sie aus Dankbarkeit als Diener arbeiten zu dürfen.“ Als der Bote diese Worte vernahm, spürte er tiefe Reue, dass eine so barmherzige Frau getötet hatte. Jedoch konnte kein Betteln und Flehen den König milde stimmen. Er befahl, den Boten so leiden zu lassen, wie einst seine Gattin bis zum Tod leiden musste. So geschah es, dass der Bote in die Falle getappt war.

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