morgens im Bus

Gestern Morgen wurde ich direkt dafür belohnt, mal wieder den ÖPNV zu nutzen…


Zurzeit ist das Leben sehr anstrengend. Die Bürotage sind so lang, wie es zulässig ist und die Vorweihnachtszeit tut ihr Übriges dazu. Wenn dann noch die regelmäßigen monatlichen Termine zu Versammlungen dazu kommen, ist bei mir das gern zitierte
Ende der Fahnenstange erreicht. So auch gestern Morgen.


Vorgestern war ein nettes vorweihnachtliches Abendessen mit anschließendem Wichteln angesetzt. Die Stimmung war gut und gelöst (so gelöst es eben unter Kollegen sein kann), das Essen war gut und diese Schrottwichtelei echt lustig. Dank der fehlenden Parkplätze am Restaurant habe ich den ÖPNV auf dem Weg ins heimische Nest genutzt und musste nun gestern Morgen diesen auch wieder ins Büro nutzen.


Ich lag gestern Morgen völlig erschöpft in meinem warmen Bett, der Rücken gab ein Zeichen, dass er auch da sei und die subtile Erinnerung an körperliche Betätigung am Mittwoch war auch wach. Nur ich nicht so richtig. Es hat doch einige Überredungskünste bedurft, bis der fette Schweinehund den Weg ins Bad freigab.


Der Vorsatz, an diesem Tag mal nicht so lange im Büro zu bleiben, und ein Blick auf die Uhr ließen mich dann schnell werden. Je später ich im Büro bin, desto später kann ich auch wieder raus…


Damit Busfahren auch wirklich nicht zur Gewohnheit wird oder gar Spaß macht, war das Wetter auch passend. Es war nass von oben und für den Schirm fast zu windig.


Der Bus kam, sogar pünktlich, und war auch gar nicht so voll. Es gab auch einen Sitzplatz.


Auf der anderen Seite des Gangs saßen zwei Männer, angeregt in ihr Gespräch vertieft. Es ging nicht gerade leise zu, sogar leidenschaftlich. Man hatte das Thema Bildungspolitik beim Wickel.


Ich konnte nicht vermeiden zuzuhören. Und war binnen Minuten gefangen von dieser Diskussion. Es war einfach ein Fest den beiden zu folgen. Der Austausch der Argumente war sachlich, sie stritten sich nicht, da sie den gleichen Standpunkt vertraten. Und ihre Argumentation rannte bei mir offene Türen ein.
Ich war wirklich erstaunt, mal von anderer Seite meine eigene Meinung zum Thema Föderalismus und Bildungspolitik in Deutschland zu hören. Die Probleme, die ich sehe, sehen offenbar auch andere Menschen. Und sie sind ähnlich enttäuscht, dass sich hier nichts ändert.


Manchmal habe ich bei diesem Thema den Eindruck, man (die auf Zeit eingesetzten Entscheidungsträger) will von seinen alten Zöpfen nicht ablassen. Was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein. Und auch wenn andere Modelle funktionieren – dann müsste man ja eingestehen, dass auch in anderen Systemen nicht alles schlecht war oder ist.


(Ich lese gerade „Das hohe Haus“ und muss immer wieder feststellen, mit welcher Arroganz manche Volksvertreter agieren.)


Das Gespräch erinnerte mich an etwas, ich weiß nur noch nicht woran. Es muss irgendeine Sendung im Fernsehen gewesen sein, die ähnlich angenehm war. Hier fehlte leider eine Kamera, die diese beiden Männer eingefangen und ihre wirklich gute sachliche Diskussion festgehalten hätte. Es war ein gutes Beispiel für Streitkultur.


So wie mir ging es auch vielen anderen Fahrgästen im Bus – man war sofort von dem Gespräch gefangen und folgte ihm.


Leider sind die beiden viel zu früh ausgestiegen und die übliche Ruhe stellte sich wieder ein. Vielleicht haben aber auch viele weiter über das Thema nachgedacht und die Diskussion nachklingen lassen.


Mein Tag hat jedenfalls durch diese beiden mir fremden Menschen sehr gut begonnen und die Woche bekommt ein angenehmes Ende…

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